Hexenhammer
Malleus maleficarum

Hexenverfolgung: Wissenswertes und Irrtümer
Die Verfolgung von Hexen fand nicht im "finsteren" Mittelalter statt, sondern ihre Anfänge liegen zu Beginn der Neuzeit und damit zu der Zeit, die wir als „Aufklärung“ bezeichnen. Eine andere, die wohl bis heute wohl am weitesten verbreitete Fehlannahme ist, der Hexenglaube sei unter dem Einfluss der Kirche entstanden. Tatsächlich verlief die Entwicklung genau entgegengesetzt. In Europa wurden nach neueren Forschungen etwa 60.000 Frauen und Männer Opfer der Hexenjagd und der Hexenprozesse.

Inquisition
Der Begriff "Inquisition" ist allgemein mit meist nebulösen Vorstellungen behaftet. Oftmals wird die spanische Inquisition mit Hexenverfolgungen in Verbindung gebracht.
Ursprüngliches Ziel der Inquisition war die Disziplinierung kirchlicher Würdenträger, falls sie durch Vernachlässigungen oder Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren. Erst der juristisch gebildete Papst Innozenz III. († 1218) führte das Inquisitionsverfahren ein, das nach und nach das bis dahin übliche Akkusationsverfahren auch in der Rechtssprechung ersetzte.
Während im Akkusationsverfahren darum ging, wer sich gegen wen durchsetzte und auch der Ruf der Person eine Rolle spielte, ging es im Inquisitionsverfahren um die Ermittlung des Sachverhalts ohne Ansehen der Person. Damit gilt die Inquisition als
Wegbereiter der modernen Rechtssprechung.
Die Kirche der damaligen Zeit bekam zunehmend Probleme mit Häretikern, die nicht nur für den Fortbestand der Kirche selbst, sondern auch für die weltlichen Herrscher zur Gefahr wurden.
Friedrich II. bekämpfte aus machtpolitischen Gründen Häretiker in Italien und führte dabei 1224 den Scheiterhaufen ein. Als in Südfrankreich ein päpstlicher Gesandter von Katharern (=Ketzer) ermordet wurde, kam es zum Kreuzzug gegen sie, der letztendlich in einem Eroberungskrieg endete. Der bankrotte französische König Philipp klagte 1307 den reichen Orden der Templer als Ketzer an, ließ viele der Ordensmitglieder verbrennen und versuchte ihr Vermögen zu konfiszieren. Ab 1478 bedienten sich in Spanien die Könige Isabel I. und Ferdinand V. gegen den späteren Widerstand des Papstes der Inquisition, um gegen Mauren und Juden, die so genannten Conversos vorzugehen. Hexenverfolgungen spielten dabei keine oder nur eine untergeordnete Rolle.

Inquisition in Deutschland:
Einer der ersten päpstlich ernannten Inquisitoren war Konrad von Marburg. Sein Einzugsgebiet lag in der Mitte und im Norden Deutschlands. Er war zugleich der erste und auch letzte Großinquisitor: Mit seiner Ermordung 1233 endete gleichzeitig auch die kirchliche Inquisition in Deutschland, also bereits weit vor der Zeit, in der die Hexenverfolgungen begannen. Die Rolle der späteren deutschen Inquistoren war praktisch bedeutungslos.
Allgemein kann gelten: Wo Inquisition - da keine (oder kaum) Hexenverfolgung.


Zauberei und Hexerei
Zauberei und Ketzerei waren bis in die frühe Neuzeit zwei von einander getrennte Begriffe und wurden auch so behandelt. Einsetzend mit dem Beginn einer kleinen Eiszeit um 1400 mit Klimaverschlechterung, Mißernten, Hungersnöten und Epedemien kam eine neue Variante der Zauberei ins Spiel - die Buhlschaft und fleischliche Vereinigung mit dem Teufel, womit neuer Begriff auftauchte: Hexerei. Heidnische Aspekte, die die Kirche strikt als Aberglaube ablehnte, fanden nun auch zunehmend in gelehrten Diskussionen Gehör und schlugen sich in wissenschaftlichen Abhandlungen nieder, die sich auf Denkansätze der griechischen Philosophen und einzelner Kirchenväter beriefen. Nach und nach begannen sich die Begriffe zu verwischen, die Grenzen zwischen der Verfolgung von Irrlehren und der von verderbenden Hexen wurden immer unschärfer, bis aus aus der ursprünglichen Reinhaltung des Glaubens eine Umkehrung und Fixierung auf Schadenszauber mit Hilfe von Dämonen übrig blieb. Schließlich wurde auch in der Rechtssprechung Hexerei mit Ketzerei gleichgestellt. Die Hexenverfolgung lag entgegen der weitverbreiteten Meinung in den Händen der weltlichen Gerichte. Die offizielle Amtskirche stand den Verfolgungen eher ablehnend gegenüber, aber es waren eine Reihe von Klerikern, die ihnen das Wort redeten.

Albrecht Dürer: Vier Hexen. 1497.